Unwissenheit ist in Tauhīd-Angelegenheiten keine Entschuldigung
Imām Ibn Abī Ḥātim (gest. 327 هـ) überliefert von aḍ-Ḍaḥḥak (gest. 102 هـ) über die Unwissenheit:
„Es überlieferte uns Abū Saʿīd al-Ashajj, es überlieferte uns Aḥmad bin Bashīr von Juwaybir von aḍ-Ḍaḥḥak, er sagte:
‚Weder ein freier Mann, noch ein Sklave, der nicht (mit) seiner Mühe vom Qurʾān erlernt, und (sich) darin vertieft, wird entschuldigt. Denn Allāh, der Erhabene, sagt: «Seid Rabbānīyīn mit was ihr vom Buch gelehrt habt» [3:79]‘“
Das heißt nicht, dass jemand, der vom Qurʾān lernt, in Tauhīd-Angelegenheiten entschuldigt ist und Fehler machen kann. Es zeigt vielmehr, wie weitgehend die Angelegenheit ist und dass man sich nicht wegen Unwissenheit in Sicherheit wiegen soll.



Imām al-Kāsānī (gest. 587 هـ) überliefert von Imām Abū Ḥanīfa (gest. 150 هـ), dass die Unwissenheit im Tauhīd keine Entschuldigung ist:
„Abū Yūsuf (gest. 182 هـ) überlieferte von Abū Ḥanīfa, möge Allāh mit ihm barmherzig sein, diese Aussage, so sagte er: Abū Ḥanīfa, möge Allāh mit ihm barmherzig sein, sagte: ‚Niemand von der Schöpfung hat eine Entschuldigung in seiner Unwissenheit über die Erkenntnis seines Schöpfers. Denn die Pflicht für die Gesamtheit der Schöpfung ist die Erkenntnis des Herrn, gepriesen und erhaben ist Er, und Tauhīd Ihm gegenüber zu machen, wegen was er von der Erschaffung der Himmel und der Erde sah, der Erschaffung seines Selbst und dem übrigen, was Allāh, gepriesen und Erhaben ist Er, erschaffen hat‘“


Imām Saḥnūn al-Mālikī (gest. 240 هـ) überliefert von Imām Mālik (gest. 179 هـ) von den Salaf, dass die Unwissenheit keine Entschuldigung ist:
„Ibn al-Qāsim (gest. 191 هـ) sagte: ‚Und niemand, der die Unwissenheit behauptet, wird in diesem entschuldigt‘ Er sagte: Und Mālik sagte: Die Überlieferung der (Frau), die sagte: ‚Ich habe Zinā gemacht mit Marʿūsh für zwei Dirham‘, wird darin nicht berücksichtigt.
Und Mālik sagte: ‚Ich bin der Ansicht, dass die Ḥadd(-Strafe) durchgeführt wird und dass der Nichtaraber nicht durch die Unwissenheit entschuldigt wird‘“
Wenn die Unwissenheit in dieser Sharʿī-Angelegenheit keine Entschuldigung ist, was ist dann erst mit dem Tauhīd und Usūl ad-Dīn? Wenn jemand wegen dieser Sünde nicht entschuldigt wird, was dann erst, wenn jemand die schlimmste Tat überhaupt, Shirk gegenüber Allāh, macht, wobei er sogar mit der natürlichen Veranlagung erschaffen wurde, diesen Shirk als falsch zu erkennen?



Imām al-Kharāʾiṭī (gest. 327 هـ) überliefert, dass ʿAbdulmalik bin Marwān (gest. 86 هـ), die Unwissenheit nicht als Entschuldigung akzeptierte:
„Es überlieferte uns ʿAlī bin al-Ḥusayn al-Barrād, es überlieferte uns Ḥajjāj bin Minhāl, es überlieferte uns Ḥammād bin Salama, von Ḥumayd,
von Bakr bin ʿAbdullāh al-Muzanī, dass ein Mann seine Tante mütterlicherseits heiratete, so wurde er zu ʿAbdulmalik bin Marwān gebracht, so sagte er: ‚Ich dachte, dass es erlaubt für mich wäre‘
So sagte er (ʿAbdulmalik bin Marwān): ‚Es gibt keine Unwissenheit im Islām‘
(…)“
Wenn also die Unwissenheit in dieser Fiqh-Angelegenheit die Person nicht gerettet hat, dann was erst mit Uṣūl ad-Dīn und dem Tauhīd selbst.



Imām az-Zarkashī ash-Shāfiʿi (gest. 794 هـ) zitiert, als er über die Unwissenheit in einigen Sharʿī-Angelegenheiten redete, Imām ash-Shāfiʿi (gest. 204 هـ):
„Und deswegen sagte ash-Shāfiʿi, möge Allāh mit ihm zufrieden sein: ‚Wäre der Unwissende wegen seiner Unwissenheit entschuldigt, dann wäre die Unwissenheit besser als das Wissen. Denn es würde den Diener von den Verantwortlichkeiten der Beauftragung (taklīf) verringern und es würde sein Herz von den Arten der Zurechtweisung entlasten.
So gibt es für den Diener keinen Vorwand wegen seiner Unwissenheit im Urteil nach der Übermittlung (der Botschaft der Propheten) und der Ermöglichung. «Damit die Menschen nach den Gesandten keinen Vorwand gegen Allāh haben» [4:165]‘“
Zuvor erwähnt Imām az-Zarkashī, dass derjenige, der beispielsweise unwissend über eine Kaffārah ist, nicht durch seine Unwissenheit davon entbunden wird. Wenn man also in diesen Zweigen des Islāms nicht durch seine Unwissenheit entbunden ist, wie es die Murjiʾa sich wünschen, wie kann man dann behaupten, dass man beim wichtigsten Thema überhaupt, dem Tauhīd, durch seine Unwissenheit entschuldigt sei? Wenn az-Zarkashī die Aussage von Shāfiʿi in diesem Sharʿī-Kontext bereits als angebracht sah, was dann erst im Tauhīd? Wieso würde man dann überhaupt noch die Leute zum Tauhīd aufrufen, wenn sie durch ihre Unwissenheit entschuldigt und somit geschützt wären? Das Wissen wäre somit eine Gefahr, nicht mehr entschuldigt zu sein, und die Unwissenheit wäre Sicherheit. Es besteht kein Zweifel, dass dieser Kufr dem Islām fundamental widerspricht. Denn der Islām baut auf dem Wissen auf und nicht auf der Unwissenheit! Und eine der Säulen des Glaubensbekenntnisses ist bekanntlich das Wissen darüber, was an und für sich bereits diese irrationale Vorstellung der Entschuldigung widerlegt.



Imām as-Sam‘ānī ash-Shāfiʿi (gest. 489 هـ) sagt, dass der Kāfir, der aufrichtig glaubt, auf der Wahrheit zu sein, gleich ist mit dem Kāfir, der sich stur widersetzt:
«Sie haben sich die Satane als Awliyāʾ genommen anstatt Allāh, und sie denken, dass sie rechtgeleitet wären» [7:30]
„Und darin ist ein Beweis dafür, dass der Nachdenkende über den Kufr, derjenige, der denkt, dass er auf der Wahrheit ist, gleich, wie der sich hartnäckig widersetzende ist“



Imām ʿAlāʾ ad-Dīn al-Bukhārī (gest. 841 هـ) sagt, dass niemand im Tauhīd und allem, was von Usūl ad-Dīn ist, durch seine Unwissenheit entschuldigt wird:
„Das Fazit ist, dass die Beweise des Tauhīds und der Botschaft und von allem, was von Usūl ad-Dīn ist, offensichtlich und reichlich sind, so wird niemand darin entschuldigt durch Unwissenheit und Unachtsamkeit.“



Imām Ibn Nujaym (gest. 970 هـ) sagt, dass die Unwissenheit keine Entschuldigung ist:
„Und (er wird Kāfir) durch seine Aussage: ‚Ich bin ein Mulḥid‘. Denn der Mulḥid ist ein Kāfir. Und wenn er sagt: ‚Ich wusste es nicht‘, wird er nicht entschuldigt.“
Wenn die Unwissenheit in dieser Angelegenheit keine Entschuldigung ist, was ist dann erst mit den Grundlagen des Islāms auf denen alles aufbaut?


